Wie natürlicherweise eine Schwangerschaft entsteht
Physiologie ist die Lehre von den Lebensvorgängen, sie beschreibt, wie die Fortpflanzung natürlicherweise funktioniert.
Die Vorgänge bei den Methoden der Fortpflanzungsmedizin lassen sich einfacher verstehen, wenn wir von den natürlichen Vorgängen ausgehen. Was bei den meisten Paaren scheinbar problemlos funktioniert, bei vielen aber Schwierigkeiten bereitet, ist in Wahrheit ein hochkomplexer Vorgang, den wir hier vereinfacht darstellen:
Ab der Pubertät beginnt die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) der Frau, zwei Sexualhormone (Gonadotropine) zu bilden, das Follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH). FSH bewirkt das Wachstum eines Eibläschens (Follikel), der wiederum Follikelhormons (Estradiol, E2) produziert. Das Estradiol regt den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) an. Im Follikel reift eine Eizelle heran. Durch LH wird der Eisprung (Ovulation) ausgelöst. Beim Eisprung wird die Eizelle vom Eileiter (Tube) aufgenommen und Richtung Gebärmutter transportiert. Nach dem Eisprung wandelt sich der Follikel in den Gelbkörper (Corpus luteum) um, der nun Gelbkörperhormon (Progesteron, P4) produziert. Das Progesteron unterstützt die zweite Zyklushälfte, das Endometrium wird für die Einnistung des Embryos vorbereitet.
Die Befruchtung findet im Eileiter statt, wenn die Eizelle auf befruchtungsfähige Spermien trifft. Diese sind nach dem Geschlechtsverkehr durch den Schleim des Gebärmutterhalses (Cervix) und über die Gebärmutterhöhle (Cavum) bis in die Eileiter gewandert. Ein einzelnes Spermium dringt dort in die Eizelle ein. Der Kern der Eizelle und die Hülle des Spermiums lösen sich auf, die mütterlichen und die väterlichen Erbanlagen verschmelzen. Diesen Vorgang nennen wir Befruchtung (Fertilisation). Anschliessend beginnt sich die befruchtete Eizelle zu teilen. Der Embryo gelangt nach ca 5 Tagen als Blastocyste in die Gebärmutterhöhle, wo die Einnistung beginnt.
Eisprung (Ovulation)
Bei jeder Frau reifen in der ersten Zyklushälfte in den Eierstöcken Eibläschen (Follikel) heran. Ein, gelegentlich auch mehrere, Follikel entwickeln sich bis etwa zur Mitte des Zyklus zum sprungbereiten Leitfollikel. Dieser Vorgang wird angeregt durch Ausschüttung des Hormons FSH (Follikelstimulierendes Hormon) in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Im Follikel reift die Eizelle heran. Die Granulosazellen des Follikels produzieren das Hormon Oestradiol (Follikelhormon, E2), welches einerseits bewirkt, dass sich die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) aufbaut und anderseits der Hypophyse Rückmeldungen über die Reifung der Eizellen gibt. Nach Abschluss der Eizellreifung schüttet die Hypophyse das Hormon LH (Luteinisierendes Hormon) aus, welches die letzte Reifung der Eizelle und dann den Eisprung bewirkt. In der Mitte des Zyklus – durchschnittlich 14 Tage nach dem ersten Tag der letzten Regelblutung – findet der Eisprung (Ovulation) statt: Eine Eizelle tritt aus dem Leitfollikel aus und in den Eileiter hinein. In den folgenden zwölf bis 24 Stunden nach dem Eisprung wandert die Eizelle im Eileiter in Richtung Gebärmutter.Während dieser „Wanderung“ kann sie durch eine Samenzelle befruchtet werden.
Samenzellen (Spermien)
Die Spermien oder Samenzellen werden in den Hoden des Mannes gebildet. Beim Orgasmus vermischen sich diese Spermien mit einem Sekret aus der Prostata. Diese Mischung nennt man Ejakulat. Je nach Zustand befinden sich darin viele Millionen Spermien. Das Ejakulat gelangt während des Geschlechtsverkehrs beim Orgasmus des Mannes aus dem Penis in die Scheide der Frau. Von dort „schwimmen“ die Spermien in Richtung Gebärmutter und Eileiter. Die Milieus von Gebärmutterhals und Gebärmutterhöhle sorgen dafür, dass die Spermien im Körper der Frau beweglich bleiben und möglichst lange überleben. In der Zeit um den Eisprung herum ist der ansonsten durch zähen Schleim verschlossene Gebärmutterhals durchgängig, sodass die Spermien ihn passieren können. Nach Durchquerung des Gebärmutterhalses gelangen die Spermien in die Gebärmutter und von dort in den Eileiter. Dort treffen sie nach dem Eisprung auf die Eizelle. Den mühsamen Weg bis zur Eizelle überstehen nicht alle Spermien. Viele gehen bereits vorher zugrunde. Diejenigen, die an der Eizelle angekommen sind, versuchen, sich durch deren Hülle zu bohren. Die Eizelle ihrerseits wird währenddessen durch die Flimmerhärchen des Eileiters langsam in Richtung Gebärmutterhöhle transportiert.
Die eigentliche Befruchtung
Sobald ein Spermium in die Eizelle eingedrungen ist, wird die Eizellwand undurchlässig für weitere Spermien, so wird eine Mehrfachbefruchtung vermieden. Schafft es ein Spermium, ins Zellplasma vorzudringen, findet die Befruchtung statt: Sowohl Eizelle als auch Samenzelle haben alle Erbinformationen gespeichert, die für die Entstehung eines Menschen nötig sind. Beide verschmelzen bei der Befruchtung miteinander. Wesentliche Merkmale des entstehenden Menschen (Geschlecht, Haarfarbe, Blutgruppe usw.) sind also ab diesem Zeitpunkt bereits festgelegt.
Nach der Befruchtung: die Wanderung in die Gebärmutter
Verschmelzen Eizelle und Samenzelle miteinander, verändert sich die chemische Zusammensetzung der Eizelle sofort, um das Eindringen weiterer Spermien zu verhindern. Alle Spermien, die es nicht geschafft haben, sterben bald darauf ab. Im Inneren der Eizelle befindet sich – nach der Verschmelzung mit der Samenzelle – nun wieder ein Kern mit individuellen Erbinformationen, die teils von der Mutter, teils vom Vater stammen. Nach einiger Zeit beginnt die Eizelle, sich alle paar Stunden zu teilen.
Nach der Ovulation: der Gelbkörper
Aus dem gesprungenen Follikel, in dem die Eizelle zuvor herangereift ist, formt sich der Gelbkörper, der mit seinem Hormon (Gelbkörperhormon, Progesteron) die junge Schwangerschaft in ihrer Entwicklung entscheidend unterstützt. In der Gebärmutter Hat die befruchtete Eizelle die Wanderung durch den Eileiter schadlos überstanden, kommt sie in der Gebärmutter (Uterus) an. Hier teilen sich einige Zellen in der Hülle nochmals ab. Aus diesen Zellen entsteht der Mutterkuchen (Plazenta), der sich mit dem Organismus der Frau verbindet und den Embryo mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Die restlichen Zellen befreien sich aus der Eihülle und docken im oberen Teil der Gebärmutter in der Schleimhaut an. Ist diese Phase der Einnistung, die Implantation, abgeschlossen, werden Hormone ausgesendet, die die notwendigen körperlichen Veränderungen hervorrufen, damit sich der Embryo in der Gebärmutter der Frau entwickeln kann. Wird das Hormon HCG (Humanes Choriongonadotropin) im Blut der Frau nachgewiesen, besteht sicher eine Schwangerschaft. Fünf Tage nach der Befruchtung hat sich im Idealfall eine Blastocyste gebildet. Sie besteht aus einer äusseren Zellmässe, aus der später der Mutterkuchen, die Placenta entstehen wird und aus einer inneren Zellmasse, aus der später der eigentliche Embryo mit seinen verschiedenen Organsystemen sich bilden wird.
In der Gebärmutter
Hat die befruchtete Eizelle die Wanderung durch den Eileiter schadlos überstanden, kommt sie in der Gebärmutter (Uterus) an. Hier teilen sich einige Zellen in der Hülle nochmals ab. Aus diesen Zellen entsteht der Mutterkuchen (Plazenta), der sich mit dem Organismus der Frau verbindet und den Embryo mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt.
Die restlichen Zellen befreien sich aus der Eihülle und docken im oberen Teil der Gebärmutter in der Schleimhaut an. Ist diese Phase der Einnistung, die Implantation, abgeschlossen, wer- den Hormone ausgesendet, die die notwendigen körperlichen Veränderungen hervorrufen, damit sich der Embryo in der Gebärmutter der Frau entwickeln kann. Wird das Hormon HCG (Humanes Choriongonadotropin) im Blut der Frau nachgewiesen, besteht sicher eine Schwangerschaft.
Fünf Tage nach der Befruchtung hat sich im Idealfall eine Blastocyste gebildet. Sie besteht aus einer äusseren Zellmässe, aus der später der Mutterkuchen, die Placenta entstehen wird und aus einer inneren Zellmasse, aus der später der eigentliche Embryo mit seinen verschiedenen Organ- systemen sich bilden wird.
Erfolgschancen
Weil dies alles sehr komplexe Vorgänge sind, die häufig gestört sind, beträgt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass pro Monat eine Schwangerschaft eintritt, die sogenannte Schwangerschaftsrate, in einem natürlichen Zyklus auch bei einem jungen Paar «nur» ca. 20-25%
Mehrlingsschwangerschaften
Gelegentlich kommt es vor, dass zwei Eizellen gleichzeitig in den Eierstöcken heranreifen. Diese beiden Eizellen „springen“ auch zur gleichen Zeit: Nach dem Eisprung wandern also zwei befruchtungsfähige Eizellen in die Eierstöcke. Werden beide befruchtet, kommt es zu einer Mehrlingsschwangerschaft mit zweieiigen Zwillingen. Im Grunde handelt es sich um parallel stattfindende Befruchtungen mit jeweils einer Eizelle und einer Samenzelle, sodass sich die zweieiigen Zwillinge wie normale Geschwister ähneln oder nicht ähneln. Teilt sich die Eizelle nach der Befruchtung in zwei Embryonen, entstehen daraus eineiige Zwillinge. Diese sind – je nach Zeitpunkt der Zellteilung – über die gleiche oder jeweils einen eigenen Mutterkuchen (Plazenta) mit der Mutter verbunden. Eineiige Zwillinge sehen fast identisch aus und haben immer dasselbe Geschlecht. Mehrlingsschwangerschaften mit drei oder mehr Embryonen sind meistens eine Kombination aus ein- und zweieiigen Zwillingen oder aus drei einzelnen Eizellen, die jeweils durch eine eigene Samenzelle befruchtet werden