Erstbesprechung
Die Sterilitätsabklärung bezieht idealerweise von Anfang an beide Partner ein und beginnt mit einem ausführlichen Gespräch. Selbstverständlich werden allfällig vorhandene Ergebnisse von früheren Untersuchungen, wo sinnvoll, mitberücksichtigt und müssen diese Tests nicht immer wiederholt werden, deshalb wäre es gut, wenn Sie diese mitbringen könnten.
Für diese erste Standortbestimmung reserviere ich mir üblicherweise eine Stunde Zeit. Wir werden dann gemeinsam versuchen, das weitere Vorgehen zu bestimmen. Dabei geht es meist zunächst um eine Komplettierung der Abklärungen.
Auch die Frage einer optimalen Vorbereitung auf die Schwangerschaft werden wir ansprechen. Unter anderem geht es dabei um den Impfschutz, deshalb bitte, wo vorhanden, den Impfausweis mitbringen.
Wenn Sie es nicht ohnehin schon einnehmen, sollten Sie auch daran denken, Folsäure (0.4mg täglich) einzunehmen. Wenn diese Nahrungsergänzung 4 Wochen vor Eintreten der Schwangerschaft beginnt, reduziert sie deutlich das Risiko eines offenen Rückens beim Kind.
Die Abklärungen finden wie auch später die meisten Behandlungsschritte in der geschützten Atmosphäre meiner Kinderwunschpraxis statt. Allenfalls notwendige operative Eingriffe kann ich persönlich in den Hirslanden Andreasklinik in Cham oder Salemspital in Bern durchführen.
Ursachen der Unfruchtbarkeit und Abklärungen
Nach Definition der WHO redet man von Unfruchtbarkeit, wenn trotz regelmässigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs während 2 Jahren keine Schwangerschaft eintritt.
Wie im Kapitel Physiologie beschrieben, sind für die Entstehung der Schwangerschaft viele verschiedene Faktoren verantwortlich, die alle die Fruchtbarkeit beeinflussen. Anderseits handelt es sich meistens auch nicht um eine Unfruchtbarkeit, sondern um eine Minderfruchtbarkeit, das heisst, die Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer Schwangerschaft in einem bestimmten Zyklus beträgt nicht 20-25%, wie oben für ein junges gesundes Paar als Idealfall beschrieben, sondern weniger, manchmal auch deutlich weniger. Bei den Behandlungen geht es dann immer darum, diese Wahrscheinlichkeit möglichst wieder auf ein normales Niveau zu heben.
Mögliche Ursachen sind:
- Hormonelle Störungen, die zu einem Ausbleiben des Eisprungs oder zu einer ungenügen- den Reifung der Eizelle führen
- Verschluss der Eileiter, wobei auch der Verschluss bereits eines Eileiters oder Verwach- sungen, die die Beweglichkeit der Eileiter einschränken, die Schwangerschaftschancen beeinträchtigen
- Störungen der Gebärmutterschleimhaut und Fehlbildungen der Gebärmutter, so dass sich der Embryo nicht richtig einnisten kann
- Fehlen oder schlechte Qualität des SpermasNicht immer findet sich eine Ursache. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass wir in 30% eine Ursache beim Mann finden, in 30% eine Ursache bei der Frau, in 30% finden sich sowohl beim weiblichen wie auf beim männlichen Partner mögliche Erklärungen und in 10% bleibt die Ursache auch nach allen Abklärungen unklar.
Es macht deshalb Sinn, beide Partner schon in einem frühen Stadium der Abklärungen einzubeziehen.
Bei der Abklärung geht es nicht darum, eine Schuld zuweisen zu können, sondern darum, eine Grundlage zu erhalten, um ein Behandlungskonzept aufstellen zu können, das möglichst alle Faktoren mitberücksichtigen:
Diese 3 Grundvoraussetzungen sollten für eine Schwangerschaft erfüllt sein und gilt es deshalb zu klären:
- Regelmässiger Eisprung
- Genügend befruchtungsfähige Spermien
- Durchgängige Eileiter und anatomisch normale Gebärmutter
Schliesslich darf man auch nicht vergessen, dass die Fruchtbarkeit der Frau naturgemäss mit zunehmendem Alter abnimmt, dieser Prozess beginnt bereits mit 30 – 35 Altersjahren relevant zu werden.
Testzyklus
In einem sogenannten Testzyklus werden am Zyklusanfang die wichtigsten Hormone (Hormonstatus), Antikörper (Infektionsschutz) und weitere Werte, die im Zusammenhang mit Schwangerschaft von Bedeutung sind, im Blut bestimmt. Zusätzlich kann mit Ultraschall zu Zyklusbeginn die Funktionsreserve des Eierstocks abgeschätzt und ab dem 12. Zyklustag der Eisprung (Ovulation) und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) überprüft werden. Weitere Blutentnahmen in der zweiten Zyklushälfte geben Informationen über die Qualität des Eisprungs und die Funktion des Gelbkörpers.
Üblicherweise wird parallel dazu auch die männliche Fruchtbarkeit mit Hilfe eines Spermiogramms (mikroskopische Untersuchung einer Samenprobe) geprüft.
Es ist auch möglich, schon während des Testzyklus die Eileiterdurchgängigkeit zu prüfen. Meist geschieht dies mittels Ultraschall (Kontrastmittelsonografie) oder über eine Bauchhöhlenspiegelung (Laparoskopie).
Spermiogramm
Beurteilt wird die Anzahl der Spermien im Samenerguss (Ejakulat), der prozentuale Anteil beweglicher Spermien und der prozentuale Anteil normal geformter Spermien. Die entsprechenden Normwerte sind: mindestens 12 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat, mind. 32% vorwärts gerichtet bewegliche Spermien und mindestens 4% normale Formen. Da die Werte auch bei normaler Fruchtbarkeit erheblich schwanken können, empfehlen wir je nach Ergebnis zwei separate Untersuchungen im Abstand von mindestens 3 Monaten. Bei deutlich eingeschränktem Spermiogramm empfehlen wir auch eine weitergehende Untersuchung beim Spezialisten (Urologie oder Andrologie).
PRÜFUNG DER EILEITERDURCHGÄNGIGKEIT
Ultraschall (Kontrastmittelsonografie)
Durchführung zwischen 8. und 12. Zyklustag. Nach Darstellung des Muttermundes mit einem Scheidenspiegel (wie bei der jährlichen gynäkologischen Untersuchung) wird ein feiner Katheter in die Gebärmutterhöhle geschoben. Durch diesen Katheter wird ein Kontrastmittel gegeben, welches dann mit dem Ultraschall auf seinem Weg durch die Eileiter in die Bauchhöhle verfolgt werden kann. Die Untersuchung kann menstruationsähnliche Unterbauchkrämpfe auslösen, eine Narkose ist aber nicht erforderlich. Manchmal kommt es auch unmittelbar danach zu Übelkeit oder zu einem Blutdruckabfall. Können mit dieser Technik die Eileiter nicht eindeutig beurteilt werden, empfehlen wir meistens eine Bauchhöhlenspiegelung (Laparoskopie).
Bauchhöhlenspiegelung (Laparoskopie)
Durchführung zwischen 8. und 12. Zyklustag, ambulant in Allgemeinnarkose. Durch einen kleinen Schnitt im Bauchnabel wird eine Optik in den Bauch geführt, mit der die ganze Bauchhöhle auf dem Bildschirm betrachtet werden kann. Die Durchgängigkeit der Eileiter wird geprüft, indem blaue Farbe in die Gebärmutterhöhle gespritzt wird, deren Austritt dann direkt auf dem Bildschirm verfolgt werden kann. Diese Untersuchung empfehlen wir vor allem dann, wenn Hinweise für eine Endometriose (starke Schmerzen bei der Menstruation und/oder beim Geschlechtsverkehr), Narben oder Verwachsungen (Baucheingriffe in der Vorgeschichte, Eileiter-Entzündungen, Eileiter-Schwangerschaft, Chlamydien-Antikörper) bestehen oder wenn die Kontrastmittel-Ultraschalluntersuchung nicht eindeutig war. Meist wird gleichzeitig eine Gebärmutterhöhlenspiegelung durchgeführt.